Wie ich zum biografischen Schreiben gekommen bin
Am Anfang stand ein verregneter Nachmittag auf dem einsam gelegenen Bauernhof meiner Großeltern. Gähnende Langeweile machte sich breit, bis sich meine Mutter an eine Kiste auf dem Dachboden erinnerte, die bis zum Rand mit den ausgelesenen Büchern meiner erwachsenen Kusinen gefüllt war. Das war der Beginn einer Liebe, die mich nie wieder losließ. Von der unendlichen Geschichte über den Herrn der Ringe bis hin zu Sophies Welt verschlang ich jedes Buch, das mir zwischen die Finger kam.
Nach dem Abitur blieb ich meiner Liebe zum geschriebenen Wort treu, wurde Diplom-Bibliothekarin und studierte Literaturwissenschaften und Evangelische Theologie mit Magisterabschluss.
Als das Leben mit einigen Schicksalsschlägen aufwartete, entdeckte ich eine neue Gattung für mich: die Biografien. Lebensgeschichten von Menschen, die durch Schweres gegangen sind und denen es trotzdem gelungen ist, positiv zu bleiben, waren eine große Bereicherung für mich. Wie gewinnbringend ist es, wenn wir unsere Geschichten mit ihren Höhen und Tiefen teilen, voneinander lernen und einander ermutigen!
Ich fing an, selbst autobiografische Mutmachgeschichten zu schreiben, freute mich über positive Resonanz und die Möglichkeit, meine ersten Texte im Verlag zu veröffentlichen. Derart ermutigt bildete ich mich im biografischen Schreiben fort und besuchte Kurse bei den Autorinnen Barbara Pachl-Eberhart und Susanne Ospelkaus.
2020 begleitete ich erstmals die Entstehung einer Biografie und merkte, dass jede meiner Fertigkeiten hier gefragt war: Einfühlsam zuzuhören lag mir von Natur aus, und als Germanistin brachte ich die Fähigkeit mit, eine Geschichte vom ersten Wort an unterhaltsam zu erzählen. Waren mehr Hintergrundinformationen nötig, kam mir meine bibliothekarische Erfahrung im Recherchieren zugute. Als das Buchlayout anstand, kam auch mein Sinn für schöne Gestaltung zum Einsatz.
Die Lebensgeschichte eines Menschen festhalten zu dürfen, empfand ich als Privileg. Als mein Auftraggeber und ich das druckfrische Buch in Händen hielten, fühlten sich beide Seiten beschenkt. So wurde die Idee geboren, das Schreiben von Biografien zum Beruf zu machen, und ich absolvierte die Ausbildung zur Biografin an der Akademie des Biographiezentrums.
